12. Sächsischer Integrationspreis 2021 geht nach Plauen, Chemnitz und Leipzig

16/2021 Datum 22.11.2021

Heute haben die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping und der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth MdL in einer kleinen coronakonformen Feier im Sächsischen Landtag den Sächsischen Integrationspreis verliehen. Mit dem Sächsischen Integrationspreis 2021 werden das Jobcenter und das Diakonische Beratungszentrum im Vogtland, die Klasse 2b der Rosa-Luxemburg-Grundschule Chemnitz und der Mosaik Leipzig e.V. ausgezeichnet.

Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping freute sich anlässlich der Preisverleihung als Integrationsministerin und Gesundheitsministerin: „Sie alle, liebe Engagierte, haben Mittel und Wege gefunden, Willkommenskultur auch unter Corona - Bedingungen zu leben. Die erforderlichen Abstandsregeln haben den von Ihnen allen bewiesenen gesellschaftlichen Zusammenhalt vielleicht oft erschwert, aber nicht verhindert!“

„Die Pandemie hat die Integration empfindlich gestört. Trotzdem hat das Engagement der Ehrenamtlichen wie der Profis nicht nachgelassen. Ich gratuliere den Preisträgern, danke aber gleichzeitig allen Akteuren für ihre wertvolle Arbeit. Es geht um mehr als um Schutz und Auskommen. Es geht um gesellschaftliches Ankommen, um Arbeitsmarktintegration, Eigenständigkeit und gegenseitige Bereicherung“, so Geert Mackenroth.

Der Preis wird in diesem Jahr zum 12. Mal verliehen. Jeder Preisträger erhält 3.000 Euro für die Fortführung seiner Arbeit. Die von der Jury für die Endrunde nominierten Projekte wurden gesondert gewürdigt. Alle Teilnehmer des Wettbewerbes werden in einer Broschüre dokumentiert. Gesucht waren Projekte und Initiativen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten besonders für die Integration von Migrantinnen und Migranten in die Gesellschaft einsetzten, sie unterstützten, förderten und vorlebten. Ein Schwerpunkt des Wettbewerbs war die Integration unter Pandemiebedingungen.  

Die Jury des Wettbewerbes wählte aus 59 Vorschlägen von Vereinen, Verbänden, Initiativen und Unternehmen aus. Die Bewerber kommen – wie auch in den Vorjahren – aus allen Regionen Sachsens. Im Vergleich zu 2020 verdoppelte sich die Anzahl der Bewerber. Schwerpunkte waren Schule, Berufsvorbereitung/-ausbildung, Selbstorganisationen im migrantischen Bereich, Teilhabe und der Kreative Bereich. Neben den beiden Stiftern entschieden in der Jury die Vorjahressieger (KAMA e.V., LGBTI-Landesverband und das Thespis Zentrum) sowie die Marwa El Sherbini-Stipendiatin gleichberechtigt mit über die Preisvergabe.

Sächsischer Integrationspreis 2021 - Informationen zu den Preisträgern

Jobcenter Vogtland und Diakonisches Beratungszentrum Vogtland gGmbH

Zielgruppe der gemeinsamen Arbeit sind Frauen mit Migrationshintergrund im ländlichen Raum, die außerhalb ihrer Familie nur wenige Möglichkeiten haben, mit anderen Menschen in sozialen Kontakt zu kommen. In der Folge sind auch ihre Chancen, Deutsch zu lernen, eingeschränkt. Mit dem Familienangebot werden die individuellen Potentiale der Frauen sichtbar gemacht und die gesellschaftliche und arbeitsmarktgerechte Integration im Vogtland gefördert. Die Beratung erfolgt authentisch, kultursensibel, ganzheitlich und führt zu hoher Akzeptanz der Frauen in ihrer Familie. Sprachlern- oder Kinderbetreuungsangebote werden deutlich besser angenommen.

Carmen Grünert / Rahma Rohleder
Engelstr. 9
08523 Plauen
E-Mail Jobcenter-vogtland.gf@jobcenter-ge.de
 

Aus der Begründung der Jury:

Viel mehr als nur Dienst nach Vorschrift: Die Zusammenarbeit des Jobcenter Plauen mit der Diakonie setzt dort an, wo reguläre Angebote nicht greifen können und nimmt die Betroffenen durch direkte Ansprache mit. Mit seinen individuellen Angeboten zeigt sich das Jobcenter Plauen aktiv daran interessiert, Schwellenängste gegenüber Regelstrukturen abzubauen. Die Kooperation dieser beiden Akteure ist ein Paradebeispiel für kreatives Engagement im Dienst und darüber hinaus.

Mosaik Leipzig e.V 

Seit 2014 werden im Psychosoziale Zentrum (PSZ) Zugewanderte beraten, betreut und behandelt. Das PSZ ist die einzige spezialisierte psychologische Beratungs- und Behandlungsstelle für traumatisierte Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte sowie Folterüberlebende im Leipziger Raum und betreut zunehmend das Umland. Das PSZ arbeitet mit der Koordinierungsstelle für die Energieberatung Leipzig (KEB) zusammen und klärt neu zugewanderte Menschen sowie Menschen aus einkommensschwachen Haushalten über Energiesparangebote auf. Allein im Jahr 2020 wurden mehr als 900 Personen beraten und 160 haupt- und ehrenamtlich Tätige geschult.

                                                                                    

Corinna Klinger

Petersteinweg 3

04107 Leipzig

E-Mail klinger@mosaik-leipzig.de

 

Aus der Begründung der Jury:

Der Mosaik e.V.  bietet mit seinem Psychosozialen Zentrum eine psychosoziale Betreuung für Migranten an.  Das Team aus Psychologen, Sozialarbeitern, Dolmetschern und aus anderen Professionen berät, behandelt oder stabilisiert psychisch belastete Menschen, die in ihrem Heimatland, auf der Flucht oder im Ankunftsland traumatische Erfahrungen bis hin zu Folter machen mussten. Die Angebote sind fachlich auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen ausgerichtet. Sie können unabhängig vom Aufenthaltstitel und auf Wunsch anonym in Anspruch genommen werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im transkulturellen Setting. Das PSZ eröffnet damit eine niedrigschwellige psychosoziale Grundversorgung für Geflüchtete in Sachsen. Zudem zeigt der Mosaik e.V. mit der Energieberatung von Migranten für Migranten ein einmaliges kreatives und fächerübergreifendes Potential vor. Die Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle erweist sich, besonders vor dem Hintergrund der Klimaentwicklung, als unerlässliche Arbeit.

Klasse 2b der Rosa-Luxemburg-Grundschule Chemnitz

In der Klasse lernen Kinder mit zehn verschiedenen Nationalitäten. Klassenlehrerin und Eltern achten von Anfang an auf ein gelingendes Zusammensein der Kulturen. Bei Elternabenden gibt es Dolmetscher, über Corona-Maßnahmen wird mehrsprachig informiert, die Kinder thematisieren im Unterricht ihre Herkunft, ihre Sozialisation, ihre Erfahrungen und Traditionen. Die Besonderheit besteht im Selbstverständnis des Teams aus Kindern, Lehrern, Eltern, Erziehern und Sozialarbeitern als eine respekt- und vertrauensvolle Gemeinschaft. Die Familien treffen sich auch außerhalb der Schule. Während des Lockdowns fuhren Lehrerin und Sozialarbeiter die Aufgaben zu den Familien. Die Eltern unterstützten parallel, so dass alle Kinder gut durch die schwierige Zeit kamen. Gemeinsame Fahrten und Projekte wurden möglich. Die Kinder erlernten durch die Zusammenarbeit von Pädagogen und Eltern Diversität als Normalität und als Bereicherung kennen. Jede und jeder bringt etwas ein, hat etwas zu berichten und kann unterstützen. In der Grundschule werden Grundlagen und Werte erfahren, die lebenslange Gültigkeit und eine positive Haltung bilden. Im Normalfall senkt sich das Niveau bei Kindern der mittleren Bildungsebene durch die Einschränkungen der Pandemie. Bei der 2b schätzen die Erzieher ein, dass grundsätzlich kein Kind „verloren“ wurde.

Rosa-Luxemburg-Grundschule Chemnitz
Frau Dost / Herr Kaufmann
Brühl 59
09111 Chemnitz
E-Mail ssa-luxemburgschule@kjf-online.de

Aus der Begründung der Jury:

Die Grundhaltung und die Herangehensweise der Pädagogen und Eltern ist leider nicht selbstverständlich. Das gemeinschaftliche, abgestimmte und reflektierte Agieren der Beteiligten Erwachsenen konnte schwerwiegende und langfristige negative Auswirkungen der Pandemie auf die Kinder abfangen. Das Gemeinschaftsgefüge aus Lehrern, Sozialarbeitern und Eltern nimmt eine Vorbildfunktion bei der Beantwortung der Frage ein, wie ein gesundes, wertschätzendes und nachhaltig integratives Klassenklima erreicht werden kann. Das intensive Engagement der Erwachsenen, die die Klasse 2b der Rosa-Luxemburg-Grundschule Chemnitz betreuen, soll mit dem Integrationspreis gewürdigt werden, um auch andere Klassenverbände zu gemeinschaftlichem Handeln, das über den Regelunterricht hinausgeht, anzuregen.