Ausländerbeauftragter Geert Mackenroth MdL: „In der sächsischen Verwaltung gibt es in Sachen Interkulturalität viel Luft nach oben. Nicht nur Ausländerbehörden müssen schneller und kundenfreundlicher werden.“
Eingefahrene Personalentwicklung – „Michel stellt immer Michel ein“ – ist in vielen Dienststellen noch gängige Praxis. Interkulturell besetzte Auswahlkommissionen, ergänzende Merkmale in Ausschreibungen und Prüfungsordnungen, Ausbildungsgänge mit Spracherwerb etwa in Polnisch oder Tschechisch und/oder Mindestaufenthalte im Ausland sind nötig, um bei steigenden Migrantenzahlen die Anzahl von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund und damit die Kundenfreundlichkeit unserer Verwaltung zu verbessern. In Berlin entspricht der Anteil der Polizeianwärter mit Einwanderungsgeschichte in etwa dem Anteil an der der Gesamtbevölkerung der Hauptstadt (33,1 Prozent). In Sachsen lag der Anteil von Ausländern im Bereich der Öffentlichen Verwaltung Ende 2020 bei 0,4 Prozent. Bei der sächsischen Polizei waren zum Jahresbeginn insgesamt 17 Menschen ohne deutschen Pass beschäftigt.
„Amtsdeutsch müssen wir übersetzen!“, so Mackenroth heute nach der Podiumsdiskussion „Interkulturalität im Öffentlichen Dienst“ im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtags. „Wir sind zwingend darauf angewiesen, Arbeits- und Fachkräfte aus anderen Ländern – der EU, aus Drittstaaten oder auch nur aus anderen Bundesländern – nach Sachsen zu holen und hier auch zu halten. Die Menschen bleiben, wenn sie gut verdienen und ein sicheres Umfeld vorfinden, das sie willkommen heißt. Der erste Kontakt ist dabei die sächsische Verwaltung, sozusagen die Visitenkarte des Freistaats. Wartezeiten von mehreren Monaten auf einen Termin, von mehr als einem Jahr für eine Einbürgerung in Ausländerbehörden etwa sind das Gegenteil einer freundlichen Visitenkarte.“
Einige Ergebnisse der Podiumsdiskussion:
„Diversität in der Verwaltung ist anstrengend, aber divers zusammengesetzte Teams arbeiten erwiesenermaßen erfolgreicher als homogene.“, so Franz Wessendorf, Referatsleiter im Bundesinnenministerium.
Engagiert äußerte sich Aslı Sevindim, Abteilungsleiterin im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Flucht und Integration NRW: „Wofür ist Verwaltung denn da? Wir müssen Diskriminierungsfreiheit gewährleisten. Wir müssen uns am Kunden orientieren und Kommunikation ist dabei existentiell. Wir müssen uns die Lebenswirklichkeit der Menschen klarmachen und die Erwartungen anpassen.“
Dr. Thomas Schimmel von der Meißner Verwaltungshochschule beschrieb die derzeitigen Studierenden als homogene Gruppe. Um dies zu ändern, müssten Menschen mit Migrationshintergrund zum Studium ermutigt werden. Dem stehe ein umfangreicher Einstellungstest im Wege, selbst für Muttersprachler eine große Hürde.
Nächste Veranstaltung der gemeinsamen Diskussionsreihe „Die interkulturelle Gesellschaft – Perspektiven und Chancen für Sachsen“ des Sächsischen Ausländerbeauftragten und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler: „Interkulturalität und Religion“ am 8. Mai 2023
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