Dresdner Erklärung der Ausländer- und Integrationsbeauftragten der Länder

Dresdner Erklärung der Ausländer- und Integrationsbeauftragten der Länder

27/2016 Datum 04.11.2016

Integration braucht Mut, langen Atem und frühe Teilhabe

Die Ausländer- und Integrationsbeauftragten der Länder haben sich auf ihrer Jahrestagung in Dresden über die herausragende Aufgabe der Integration von Geflüchteten ausgetauscht. Das Jahr 2015 war insbesondere von der Sicherstellung der Unterbringung der Schutzsuchenden geprägt. Diese Herausforderung haben wir als Gesellschaft überwiegend bewältigt.

Jetzt arbeiten wir daran, den Prozess des Ankommens und der Integration zu gestalten. Diese Aufgabe wird die nächsten Jahre bestimmen. Sie erfordert Zeit, Mut, Geduld, Ressourcen und einen langen Atem aller Beteiligten.

Mehr Menschen als je zuvor haben sich für das Zusammenleben und die Aufnahme von Geflüchteten eingesetzt. Allen Engagierten gilt dafür unser Dank. Auch die kommenden Aufgaben werden wir nur gemeinsam schaffen. Ihre erfolgreiche Bewältigung wird unsere Gesellschaft stärken.

Für uns bedeutet Integration, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Schutzsuchende zu Nachbarinnen, Kommilitonen, Kolleginnen, Mitschülern und Vereinsmitgliedern werden können. Das setzt echte Teilhabechancen voraus. Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeit sind hierfür Schlüsselfaktoren.     Integrationsangebote müssen so früh wie möglich bereitstehen und individuell  auf die Bedarfe und Potentiale der Person ausgerichtet sein.

Wir kritisieren die Politik der pauschalen Betrachtungen, der halbherzigen Schritte und der überstürzt geschnürten Gesetzespakete. Eine sachgerechte Integrationspolitik muss sich auf Zahlen und Fakten stützen und darf sich nicht von Stimmungen und Befindlichkeiten treiben lassen. Symbolpolitik trägt nicht zu Lösungen bei. Wir brauchen stattdessen pragmatische Ansätze, wie sie in vielen Kommunen schon gelebt werden.

Die Erfahrungen und die ermutigenden Beispiele zeigen:

  • Integrationsangebote müssen sich an der individuellen Situation orientieren und nicht an abstrakten Schutzquoten oder Prozentzahlen.
  • Wir brauchen niedrigschwellige Deutschkurse und Orientierungsangebote für alle von Anfang an.
  • Erforderlich sind ausreichende schulische Angebote für junge Menschen mit unterbrochenem Bildungsweg und Möglichkeiten, einen Schulabschluss nachzuholen.
  • Jeder, der einen Ausbildungsplatz gefunden hat, braucht Aufenthaltssicherheit - das ist auch im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft.

Eine erfolgreiche und praktisch erlebbare Integrationspolitik ist die beste Voraussetzung, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die Akzeptanz und Offenheit in der Bevölkerung zu fördern. Denjenigen, die Geflüchtete zu Sündenböcken machen und sie attackieren, treten wir mit Entschiedenheit entgegen. Opfern von Rassismus und Gewalt gilt unsere volle Solidarität.