Sächsischer Integrationspreis 2017 im Landtag verliehen

Sächsischer Integrationspreis 2017 im Landtag verliehen

19/2017 Datum 17.11.2017

Zum 8. Mal in Folge wurde hervorragendes Engagement ausgezeichnet Heute verliehen die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping und der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth, Staatsminister a.D. den 8. Sächsischen Integrationspreis. Preisträger sind die Stadt Kirchberg, die Wätas Wärmetauscher GmbH aus Olbernhau und der Verein für Bildungsangleichung „upgrade“ aus Leipzig.

Unter dem Motto „Integration gestalten. Zusammen gewinnen.“ hatten sich über 70 Vereine, Verbände, Initiativen und Unternehmen um den Preis beworben. Ausgezeichnet wurden drei Projekte und Initiativen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten besonders für die Integration von Migrantinnen und Migranten in die Gesellschaft einsetzten, sie unterstützten, förderten und vorlebten.

Landtagspräsident und Schirmherr Matthias Rößler, begrüßte die Gäste: „Der Integrationspreis ist die verdiente Anerkennung für Vereine, Unternehmen und Initiativen, die besonders erfolgreich Migranten hier in Sachsen in unsere Gesellschaft einbinden, ihnen den Alltag erleichtern und dabei helfen, Vorurteile abzubauen. Die Beispiele zeigen, dass wir in Sachsen viele hervorragende Angebote zur Integration machen. Unsere deutsche Gesellschaft erwartet daher zu Recht, dass Migranten die Angebote auch aktiv nutzen und sich selbst darum bemühen, etwa die deutsche Sprache zu lernen und sich mit den Regeln unseres Zusammenlebens vertraut zu machen. Wie das hervorragend gelingen kann, machen die Preisträger des Integrationspreises deutlich“.

Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration betonte in ihrem Grußwort: „Gelungene Integration ist ein Gewinn für uns alle. Nachdem der Grundstein durch eine Reihe an staatlichen Maßnahmen in den letzten Jahren gelegt wurde, kommt es nun darauf an, langfristig wirksame Integrationsarbeit zu leisten: vom Erlernen der deutschen Sprache über die Integration in eine Ausbildung beziehungsweise in den Arbeitsmarkt bis hin zur vollständigen gesellschaftlichen Teilhabe.“

Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth erläuterte: „Integrationsarbeit hat sich zunehmend professionalisiert. Ehrenamt, hauptamtliche Arbeit und Verwaltung verzahnen immer mehr. Trotzdem müssen wir Defizite – die es immer noch gibt – erkennen und gezielt minimieren.“

Eine sechsköpfige Jury ermittelte die Preisträger. Drei gleichwertige Preise, die mit je 2.000 € dotiert sind, wurden vergeben. Zur Preisverleihung wurden über die Preisträger hinaus alle vorgeschlagenen Initiativen und Vereine eingeladen, um ihr Engagement zu würdigen und sichtbar zu machen. Alle Nominierten werden in einer Broschüre vorgestellt.

Die Preisträger des Sächsischen Integrationspreises 2017 sind:

Stadt Kirchberg

Die Gemeinde organisiert eine übergreifende Integration in Kirchberg und Umgebung. Beteiligt sind über 20 Personen bzw. Mitarbeitende der verschiedenen Träger und Institutionen, Helfer und Ehrenamtliche. Mit dem Projekt wird seit dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen eine Integrationskette gebildet. Diese hilft ab der Ankunft in Deutschland über die Erstbetreuung hin zu den Integrationskursen, weiter über die eigene Wohnung bis zur sozialen Verankerung in der Kleinstadt am Tor zum Erzgebirge. Konkret gibt es etwa ein Wohnprojekt, Sprach- und Begegnungskurse als Tandem inclusive Kinderbetreuung, Qualifizierungen für Ausbildung und Praktika oder Begegnungsmöglichkeiten bei Wochenangeboten oder dem städtischen Aktionstag.

 

Aus der Begründung der Jury:

Die Stadt Kirchberg ist eine vorbildliche Gemeinde. Integration wird zur Chefsache erhoben und gesteuert. Am Anfang der Betreuung steht massive zielgerichtete Hilfe. Mit zunehmender Dauer des Aufenthaltes ist es ein erklärtes Ziel, die Schutzsuchenden zu einem selbstständigen Leben zu motivieren, zu befähigen und es ihnen zu ermöglichen. Die funktionierende Integrationskette, ein klares Konzept, der große Zeitumfang, Wohnprojekt und Tandemkurse überzeugen.

 

Wätas Wärmetauscher Sachsen GmbH

Die Firma integriert geflüchtete Mitbürger in den deutschen Arbeitsmarkt, ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben und einen deutschen Ausbildungsabschluss. Seit Anfang 2016 wurden bisher 28 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund fest und unbefristet eingestellt, davon sind derzeit 21 beschäftigt. Deutsche und ausländische Mitarbeiter sind gleichgestellt. Die Teilnahme an Integrationskursen wird durch flexible Arbeitszeiten ermöglicht. Auf Wunsch kann Mitarbeitern eine Berufsausbildung ermöglicht werden. Die Firma stärkt gezielt das Gemeinschaftsgefühl, die Mitarbeiter werden durch einen Abteilungsleiter mit Migrationshintergrund unterstützt und die Personalabteilung hilft bei der Wohnungssuche, der Kommunikation mit den Institutionen und Behörden oder bei der Familienzusammenführung.

 

Aus der Begründung der Jury:

Das Unternehmen verbindet wirtschaftliche und integrationspolitische Interessen. Davon profitiert die gesamte Gemeinde Olbernhau. Die nachhaltige und intensive Betreuung der ausländischen Mitarbeiter beeindruckt ebenso wie die Schaffung gesicherter, gleichgestellter Arbeitsplätze. Ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach einer Erprobungsmaßnahme fest und unbefristet eingestellt. Sie erhalten denselben Lohn wie deutsche Mitarbeiter auf vergleichbaren Positionen. Durch flexible Arbeitszeiten können die Mitarbeiter an Integrationskursen teilnehmen. Arbeit bringt Würde.

 

Upgrade- Verein für Bildungsangleichung e. V.

Das sprachsensible Projekt ist ein Förderangebot in Prüfungsfächern für Jugendliche mit Migrationserfahrung. Die acht Lehrenden erreichten bisher etwa 200 Schülerinnen und Schüler an sechs Oberschulen oder in Wohngruppen. Ihr Ziel ist es, bei den Jugendlichen möglichst schnell prüfungsrelevante Kenntnislücken zu schließen und den Schulabschluss zu ermöglichen. Die erkannten Bildungslücken entstehen durch Unterbrechungen in der Bildungsbiografie oder durch Inkompatibilität der Lehrpläne zwischen Staaten. Angeboten werden Nachhilfestunden, die Koordination von Lehrkräften und Schulen sowie die Vorbereitung von Lehrern.

Aus der Begründung der Jury:

Upgrade schließt gezielt die erkannten Lücken in der Bildungsbiografie und sichert durch die Vernetzung eine hohe Multiplikation. Vernetzt werden Fachlehrer, DaZ-Lehrer und das Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung ZLS der Universität Leipzig. Im Vordergrund steht immer, nachhaltige Strukturen zu schaffen.

Jugendlichen werden durch zusätzliche Förderung ein erweiterter Bildungsweg durch Abschlüsse erschlossen und neue Möglichkeiten eröffnet. Deutsch für Ausländer erfordert bereits großes Einfühlungsvermögen und Engagement, zusätzliche Förderung oder Alphabetisierung der Jugendlichen nötigt Respekt ab.