Sächsischer Integrationspreis 2022 geht nach Adorf, Leipzig und Löbau

27/2022 Datum 14.11.2022

Der Staatssekretär im Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Sebastian Vogel und der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth MdL zeichneten heute in Anwesenheit von Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler MdL die drei Preisträger des Sächsischen Integrationspreises 2022 aus. Der Preis ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert.

Der Sächsische Ausländerbeauftragte ermutigte die Unterstützer: „Abseits der sächsischen Zentren ist es ungleich schwieriger als in den traditionell offeneren Großstädten, Integration zu etablieren. Hinzu kommen die langen Wege, die es zu überwinden gilt. Ich wünsche mir mehr Engagement, um Menschen dauerhaft in Arbeit zu bringen und ihnen das Gefühl von Heimat zu geben.“ In seinen Dank schloss der Sächsische Ausländerbeauftragte die zahlreichen einzelnen Aktiven ausdrücklich ein, die einen großen Teil ihrer freien Zeit für die persönliche Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund opfern und mit viel Herzblut bei der Sache sind.

Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler sagte in seiner Begrüßung: „Es bedarf weiterhin großer Anstrengungen, damit die Integration der Zugewanderten gelingt. Eine der größten Hürden auf diesem Weg stellen dabei fast immer die fehlenden Sprachkenntnisse dar. Auch kulturelle Unterschiede oder psychische Traumata spielen eine große Rolle. Alle Initiativen, die sich um den Integrationspreis beworben haben, arbeiten daran mit, diese Herausforderungen zu meistern. Sie tragen dazu bei, dass Migranten eine sichere Lebensperspektive in Sachsen finden und die Werte unseres Landes und unserer Kultur verstehen und annehmen. Auch im Hinblick auf die in unserem Land benötigten Fachkräfte wird sich ihr Engagement künftig weiter auszahlen.“

Sebastian Vogel, betonte in seinem Grußwort: „Der Sächsische Integrationspreis bedeutet uns viel. Er soll ein sichtbares Zeichen der Anerkennung und großen Wertschätzung für die täglich geleistete und gelebte Integrationsarbeit in Sachsen sein. Ich freue mich, dass auch in diesem Jahr erneut so viele hervorragende Bewerbungen um den Preis eingegangen sind. Denn es zeigt, die Coronaviruspandemie hat die Bedingungen für die Integrationsarbeit zwar erschwert, aber nicht zum Erliegen gebracht. Vielmehr konnten durch kluge Organisation und Ideen die Projekte durch die schwierige Zeit der Pandemie hindurchgetragen werden. Nun stehen wir vor neuen vielfältigen Herausforderungen. Aber eines kann ich mit Bestimmtheit sagen, wer sich einsetzt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den lassen wir nicht allein.“

Die Preisträger erhielten ihre Auszeichnung im Rahmen einer Festveranstaltung im Plenarsaal des Sächsischen Landtages. Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte die Band CARACOU aus Dresden.

 

Hintergrund zum Wettbewerb

Für den Preis 2022 hatten sich 73 Vereine, Verbände, Initiativen und Unternehmen beworben (2021 - 59, 2020 – 35). Eine sechsköpfige Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der drei Preisträger aus dem vergangenen Jahr sowie der derzeitigen Marwa El Sherbini-Stipendiatin Tabea-Kajal Jamshididana ermittelte unter dem gemeinsamen Vorsitz der beiden Stifter die Preisträger. Schwerpunkt des aktuellen Wettbewerbes waren Projekte, die konstruktive und nachhaltige Lösungen für eine gelingende Integration anbieten. Alle eingereichten Projekte werden in einer Broschüre vorgestellt. Sie kann unter https://sab.landtag.sachsen.de/de kostenfrei bestellt oder geladen werden.

 

Preisträger des Sächsischen Integrationspreises 2022

 

Augen auf e.V. aus Löbau

Das arabische Kaffeezelt führt Menschen zusammen, indem Begegnungen erleichtert werden. Das Projekt tourt seit 2016 durch die Oberlausitz. Menschen mit Migrationshintergrund planen und betreuen das Zelt. Sie sind nicht mehr Objekte der Integration, sondern wechseln in die Rolle der Gastgeber.

 

Aus der Jurybegründung:

Die Initiative geht von Migranten aus. Sie ist ein praktisches Zeichen dafür, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Besonders im ländlichen Raum, wo es wenige Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund gibt, leistet der Augen auf e.V. seit mehreren Jahren wertvolle und kontinuierliche Arbeit. Das ostsächsische und damit überwiegend deutsche Publikum begegnet im Kaffeezelt oft zum ersten Mal überhaupt Menschen mit Migrationsbiografien. So werden niedrigschwellig Berührungsängste und Vorurteile abgebaut. Die Gastgeberinnen freuen sich über die positiven Erlebnisse und Rückmeldungen, sie fühlen sich wertgeschätzt und gestärkt.

Helferkreis Adorf

Der ehrenamtliche Helferkreis gründete sich 2015 und integriert Flüchtlinge und Asylbewerber im ländlichen Raum. Die Helfer unterstützen beim Spracherwerb, bereiten auf Prüfungen vor und helfen bei Behördengängen mit dem Ziel eines eigenständigen Lebens ohne Transferleistungen. Das gelingt. Im Zentrum stehen Familien mit Kindern. Im Jahr 2022 kamen zu den bisherigen Familien aus vielen Nationen noch zehn ukrainische Familien mit zwölf Kindern hinzu.

 

Aus der Jurybegründung:

Die Arbeit des Helferkreises Adorf überzeugt, weil der Helferkreis seit Jahren eine vollumfängliche Betreuung von Schutzsuchenden bei der Integration leistet. Das Engagement ist vollständig ehrenamtlich und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Ziel ist immer ein eigenständiges Leben der Menschen in Sachsen.

Entschlossen reagierten die Helfer auf die aktuelle Situation mit ukrainischen Menschen. Die Ehrenamtlichen helfen dabei, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Sie vermitteln Normalität, sorgen für gute Aufnahme in ihrer Kleinstadt. Bestmöglich versuchen sie beim Durchlaufen behördlicher Verfahren zu helfen und die deutsche Sprache zu vermitteln. 

 

SAIDA international e.V. aus Leipzig

Seit 2010 setzt SAIDA Frauen- und Kinderrechte um. 2018 entstand die erste sächsische Beratungsstelle bei Genitalverstümmelungen. SAIDA klärt auf zu Zyklus, Verhütung, Kinderwunsch, Krankheiten und Hilfsangeboten bei Verstümmelungen.

Aus der Jurybegründung:

Im Fokus der Arbeit des SAIDA international e.V. ist eine vulnerable Gruppe, die nicht im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung steht. Das Projekt steht für Menschen aus allen Nationalitäten offen. Es fördert die Eigenständigkeit der Migrantinnen, stärkt sie und gibt ihnen Würde und Aufmerksamkeit. Sie lernen ihre Interessen eigenständig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. SAIDA unterstützt Menschen dabei, Gefühle der Macht- und Einflusslosigkeit zu überwinden. Die Frauen können gestalten und ihr Potential abrufen und nutzen. Darüber hinaus vermittelt SAIDA bei Bedarf eine medizinische Versorgung.

Weitere Informationen zum Sächsischen Integrationspreis unter
www.saechsischer-integrationspreis.de

 

Kontakt:
Markus Guffler                                                

Telefon: 0351 493 5171
E-Mail: saechsab@slt.sachsen.de