Was wir schaffen wollen - am 25. Januar mit Pater Frido Pflüger

Datum 01.01.2017 bis 31.01.2017

Frido Pflüger

Integration ist ein komplexer Prozess. Das zeigen allein die offenen Fragen zur Integration. Mit unserer Veranstaltungsreihe möchten wir kulturelle, soziologische, juristische, religiöse und religionswissenschaftliche sowie praktische Aspekte und Dimensionen von Integration vorstellen. Wir freuen uns darauf, mit unseren Experten und Ihnen die Ziele unserer Gesellschaft weiter zu klären und uns über einen breiteren Konsens zu verständigen.

Menschlichkeit und Nächstenliebe gehören für den Referenten Pater Pflüger zwingend zur Zuwanderungsdebatte. Im vollen Plenarsaal setzte er sich für eine Kommunikation auf Augenhöhe ein. Wir müssen den einzelnen Menschen im Flüchtling erkennen, so der Jesuit.  Im Hinblick auf das Thema der Veranstaltungsreihe "Was wir schaffen wollen" sagte Pflüger: „Wir vermasseln das, wenn wir uns von Angst hindern lassen“. Angst sei manchmal nachvollziehbar, aber durchaus durch Begegung, Interesse an- und Wissen voneinander abzubauen, so Pflüger. Mit vielen Bildern teilte er mit dem Publikum seine Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens bei der Arbeit mit Geflüchteten gesammelt hat. Schwerpunkte seiner Arbeit für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst waren Flüchtlingslager im Sudan und Südsudan. Mit ausgewählten Zahlen relativierte er die Dimensionen der Flucht in Deutschland, Europa und weltweit. Ende 2015 waren 65,3 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, heute werden es noch mehr sein. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder. Als Hauptfluchtgründe nannte er Krieg, Verelendung, Militärdiktaturen, Anschläge und Menschenrechtsverletzungen. In Afrika mangele es an allem, außer an Waffen. Und Deutschland sei beispielsweise der drittgrößte Lieferant weltweit.

Pflüger sprach sich für gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung der Fluchtursachsen wie den avisierten Marshallplan des Entwicklungsministeriums aus „Afrika braucht keine Geldgeschenke. Afrika braucht faire Handlungsbeziehungen.“

Pater Frido Pflüger SJ ist der Leiter des Jesuiten Flüchtlingsdienstes. Frido Pflüger lebte während seiner Ordensausbildung auf den Philippinen 1986/87 für drei Monate im Flüchtlingslager Bataan zusammen mit Flüchtlingen. 1992 ging Frido Pflüger nach Dresden an das 1991 wieder gegründete katholische St. Benno-Gymnasium, dessen Leitung er 1994 übernahm. 2003 nahm er eine neue Aufgabe an ging nach Nord-Uganda, um mit sudanesischen Flüchtlingen zu arbeiten. Dort war er bis 2006 mit der Organisation der Schulen für über 30.000 Flüchtlingskinder betraut. Danach war er eineinhalb Jahre Delegat des Provinzials für Ignatianische Pädagogik an den deutschsprachigen Jesuitenschulen. Von 2008 bis 2012 war er Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) in Ostafrika (Kenia, Uganda, Äthiopien, Sudan und Südsudan). Seit 2012 leitet er den JRS Deutschland in Berlin. Er ist Flüchtlingsseelsorger im Erzbistum Berlin, Vertreter des Erzbistums in der Berliner Härtefallkommission und Vertreter im Katholischen Forum „Leben in der Illegalität“.