Was wir schaffen wollen - am 8. Februar mit Prof. Dr. Richard Schröder

Datum 15.01.2017 bis 28.02.2017

Prof. Dr. Richard Schröder

Prof. Dr. Richard Schröder

Integration ist ein komplexer Prozess. Das zeigen allein die offenen Fragen zur Integration. Mit unserer Veranstaltungsreihe möchten wir kulturelle, soziologische, juristische, religiöse und religionswissenschaftliche sowie praktische Aspekte und Dimensionen von Integration vorstellen. Wir freuen uns darauf, mit unseren Experten und Ihnen die Ziele unserer Gesellschaft weiter zu klären und uns über einen breiteren Konsens zu verständigen.

Am 8. Februar sprach Prof. Dr. Richard Schröder im Rahmen der Vortragsreihe „Was wir schaffen wollen“. Eingeladen hatten der Präsident des Sächsischen Landtags Dr. Matthias Rößler und der Sächsische Ausländerbeauftragte.

Im gut besetzten Plenarsaal verfolgten über 200 Zuhörer den Vortrag und beteiligten sich an der folgenden Diskussion. Der Theologe und Philosoph differenzierte die Entwicklungen der Zuwanderung. Es sei die Pflicht eines Rechtsstaates, so Schröders Grundauffassung, gerecht zu verfahren und nicht vordergründig barmherzig. Einen Rechtsanspruch gäbe es „nur auf Schutz und nicht auf Glück“, so Schröder. Niemand, so Schröder, sei verpflichtet, mehr zu leisten, als er kann.

Natürlich sei es gelegentlich einfacher, barmherzig zu sein, doch staatliches Handeln müsse gerecht sein. Jede Regelung der Migration, die Gerechtigkeit anstrebe, würde aber immer auch Härten, Enttäuschungen und unerfüllte Erwartungen erzeugen. Dies sei ein Preis, der in Kauf genommen wird, um einen demokratischen Rechtsstaat garantieren zu können.

Schröder unterschied zu Beginn seines Vortrages zwischen Auswanderung und Einwanderung. So sei das Recht auf Auswanderung jedem Menschen angeboren, das Recht auf Einwanderung müsse dagegen verliehen werden. Es müsse geklärt werden, wer über dieses Recht entscheide und auf welcher Grundlage dies geschehe. Weiter differenzierte er zwischen bisher positiv bewältigten innereuropäischen Wanderungsbewegungen und aktuellen Fluchtbewegungen über europäische Grenzen.

Schröder setzte sich zudem für mehr Barmherzigkeit für die Menschen ein, die in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Die Hilfe zum Neustart oder besser, eine begleitende Patenschaft könne viel bewirken. Wenn gleichzeitig den Schleppern oder anderen Kriminellen, die Menschenhandel betreiben, das Handwerk gelegt werde, wäre ein großer Schritt getan. Menschenhandel dürfe sich nicht mehr lohnen.

„Es wäre viel gewonnen, wenn Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sich angemessen ergänzten und begrenzten.“ so Schröder am Ende seines Vortrages.

 

Zum Referenten

Prof. Dr. Richard Schröder ist 1943 in Frohburg geboren. Er ist emeritierter Hochschullehrer für Philosophie in Verbindung mit der systematischen Theologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin.

Schröder studierte Theologie und Philosophie an den Kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Berlin- Ost. 1977 promovierte er. Von 1973 – 1977 arbeitete er als Pfarrer, anschließend als Dozent für Philosophie an den kirchlichen Hochschulen in Berlin- Ost und Naumburg. 1988/89 arbeitete Richard Schröder bei der „Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ in der DDR.

1990 wurde er zum Mitglied der Volkskammer gewählt und war Fraktionsvorsitzender der SPD. Von 1990 – 2001 war er Mitglied der Grundwertekommission der SPD. Seine Professur nahm er 1991 an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin wieder auf. Er war Mitglied beim Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland von 1991 – 1997 und von 1993 – 2009 Verfassungsrichter des Landes Brandenburg. Mitglied des Nationalen Ethikrates war er von 2001 – 2007.

1992 erhielt Schröder die Ehrendoktorwürde durch die Theologische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Im selben Jahr wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 1996 war er der erste Preisträger des Lutherpreises „Das unerschrockene Wort“ in Worms.1997 wurde ihm der Ludwig-Börne-Preis und 2001 der Heinz Herbert Karry-Preis verliehen. 2009 wurde sein Engagement zur Vollendung der deutschen Einheit mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis gewürdigt und er mit dem Ernst-Robert-Curtius-Preis ausgezeichnet.  Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel  ehrte in 2010 mit der Ferdinand-Tönnies-Medaille. Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit im Oktober 2015 wurde ihm das Große Verdienstkreuz mit Stern in Würdigung seiner Aktivitäten in der Politik und Gesellschaft verliehen Am 19. Juni 2016 erhielt er den Point-Alpha-Preis für seine Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas.

Prof. Dr. Richard Schröder ist Vorsitzender des Beirats beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Zudem ist er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Nationalstiftung und Vorsitzender des Fördervereins Berliner Schloss.

Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung im Plenarsaal ist erforderlich.