29/2016 10.11.2016
In Dresden ist heute das neue Buch „Sachsen: weltoffen!“ vorgestellt worden. Die Texte stammen von Wissenschaftlern des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping und vom Sächsischen Ausländerbeauftragten, Geert Mackenroth.
Das rund hundert Seiten umfassende Buch zeigt, dass es schon immer Zuwanderung auf das Gebiet des heutigen Sachsens gegeben hat. So wurden beispielsweise im 12.Jahrhundert Einwanderer unter anderem aus Flandern und Franken mit Siedlungsverträgen angeworben. Später holte man Handwerker aus Italien oder Böhmen ins Land. Im Gegenzug siedelte sich Ende des 16.Jahrhunderts viele sächsische Adlige in Böhmen an. Kriege dagegen führten zu erzwungener, massenhafter und unkontrollierter Zuwanderung, wie beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg oder nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Gründerjahren Ende des 19.Jahrhunderts kamen so viele Arbeitsmigranten nach Sachsen, dass der Ausländeranteil auf 15 Prozent stieg. Diese Menschen waren hier ausgesprochen willkommen, da dringend Arbeitskräfte für die boomende sächsische Wirtschaft gesucht wurden. Über die Jahrhunderte besonders offen war die Messestadt Leipzig. Das Buch stellt aber auch fest: „Ob Zuwanderer willkommen geheißen oder eher abgelehnt wurden, hing in erster Linie von wirtschaftlichen Aspekten ab. Dies mutete bemerkenswert aktuell an“, schreibt Lutz Vogel, einer der Autoren in seinem Artikel.
Staatsministerin Köpping würdigte heute das Buchprojekt: „Ich schätze die sachliche Art, mit der die Wissenschaftler das Thema Zuwanderung, das heute oft sehr emotional diskutiert wird, beleuchten. Die Texte enthalten viel Neues und Überraschendes. Sicher wäre das auch eine gute Ergänzung für den Unterricht an unseren Schulen.“
Für den Sächsischen Ausländerbeauftragten Geert Mackenroth ist das Projekt ein weiterer Baustein zur wissenschaftlichen Einordnung der aktuellen Situation, zur Reflexion und zur Planung: „Erfahrungsgemäß ist es gut, mehrere Perspektiven zu nutzen und über die Grenzen unserer Zeit hinaus zu blicken. Migration, Mobilität und die Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen sind eine Grundkonstante unseres Zusammenlebens.“
Schon seit Längerem beschäftige sich das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in zahlreichen Projekten mit den Themen „Migration“ und „Begegnung mit Fremden“, erläuterte der Institutsdirektor und einer der Buchautoren, Prof. Dr. Winfried Müller: „Wenn wir dabei den Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart schlagen, zeigt sich: Es handelt sich um den historischen Normalfall, den wir mit den Leitbegriffen "Migration - Fremdheit - Toleranz" analysieren. Diese Analyse kann zwar nicht aktuelle Probleme lösen, aber vielleicht doch Befürchtungen der Gegenwart relativieren und zu mehr Besonnenheit bei der Beurteilung dieser Vorgänge führen“.
Sachsen: weltoffen! Mobilität – Fremdheit – Toleranz. Hg. von Enno Bünz/Winfried Müller/Martina Schattkowsky/Ira Spieker. Dresden: Thelem, 2016 (Spurensuche. Geschichte und Kultur, 6), 118 S., zahlr. Abb.
Es wurden 3.000 Exemplare des Bandes gedruckt, der kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Er kann über die Pressestelle der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration oder über den Sächsischen Ausländerbeauftragten bestellt werden:
E-Mail pressegi@sms.sachsen.de
www.offenes-sachsen.de I Service I Publikationen
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es unter: