Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping und der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth zeichneten heute in Anwesenheit der 1. Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags Ines Saborowski die drei Preisträger des Sächsischen Integrationspreises 2024 aus. Der Preis ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Zusätzlich wurde ein mit 2.000 Euro dotierter Sonderpreis vergeben.
Landtagspräsidentin Ines Saborowski sagte: „Alle Integrationsinitiativen verbindet das Ziel, die aktuellen Herausforderungen bei der Zuwanderung praktisch vor Ort zu meistern. Sie tragen dazu bei, dass Migranten eine sichere Lebensperspektive in Sachsen finden und die Werte unseres Landes und unserer Kultur verstehen lernen. Auch im Hinblick auf die in unserem Land benötigten Fachkräfte wird sich Ihr Engagement zukünftig ganz sicher auszahlen.“
Ministerin Köpping betonte in ihrem Grußwort: „Es erfüllt mich mit großer Freude, dass wir heute zum 15. Mal den Sächsischen Integrationspreis vergeben können. Die vielen preiswürdigen und vorbildlichen Bewerbungen um den Preis zeigen, dass das Engagement in diesem Bereich nach wie vor sehr groß ist. Und das ist umso bemerkenswerter, wenn wir uns vergegenwärtigen, in welchem schwierigen, teilweise stark polarisierten Umfeld diese Integrationsarbeit umgesetzt wird. Daher danke ich den ehrenamtlich Tätigen für ihren Mut, ihre Kreativität und ihre Kraft, die sie für diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe aufbringen. Sie machen unsere Gesellschaft menschlicher und stärker.“
Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth dankte allen Engagierten: „Mit dem Preis machen wir Integrationsarbeit sichtbar: Von der Betreuung von neu Angekommenen über unglaublich kreative Angebote bis hin zur Einbindung von Familienangehörigen von angeworbenen Fachkräften. Ich wünsche mir für die Projekte viele Nachahmer.“
Die Preisträger erhielten ihre Auszeichnung im Rahmen einer Festveranstaltung im Plenarsaal des Sächsischen Landtages. Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte die Band CAMiNHO mit dem deutsch/chilenischen Sänger und Gitarristen Alejandro León Pellegrin aus Dresden mit akustischer lateinamerikanischer Musik.
Hintergrund zum Wettbewerb
Für den Preis 2024 hatten sich 75 Vereine, Verbände, Initiativen und Unternehmen beworben (2023 – 82, 2022 – 73, 2021 - 59, 2020 – 35). Eine sechsköpfige Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der drei Preisträger aus dem vergangenen Jahr sowie der derzeitigen Marwa El Sherbini-Stipendiatin ermittelte unter dem gemeinsamen Vorsitz der beiden Stifter die Preisträger. Alle eingereichten Projekte werden in einer Broschüre vorgestellt. Sie kann unter www.offenes-sachsen.de kostenfrei bestellt oder geladen werden.
Preisträger des Sächsischen Integrationspreises 2024
Wasserwacht der Koberbachtalsperre Langenhessen
Die Wasserwacht gibt es seit 1999 im DRK Kreisverband Zwickauer Land e.V. Sie hat etwa 300 Mitglieder aus mindestens sechs Nationen. Ab 2014 öffnete sich die Wasserwacht für interkulturelle Beteiligung und Integrationsarbeit. Sie war Bestandteil des Werdauer Helferkreises 2015 und erneut zu Beginn des Ukrainekrieges. Etwa 40 Mitglieder der Wasserwacht wurden allein aus den Reihen geflüchteter Ukrainer gewonnen.
Die Laudatio hielt der Oberbürgermeister von Werdau Sören Kristensen.
Aus der Begründung der Jury: Das Handeln der Kameradinnen und Kameraden der Wasserwacht zeigt, wie Offenheit und gegenseitige Bereicherung in der Praxis gelingen. Für Migranten und für die Gesellschaft entsteht eine klassische win-win-Situation. Die Helfer vom DRK demonstrieren, wie Integration und Zusammenleben der Nationen funktionieren.
Netzwerk Fachkräfte international e.V. aus Plauen
Das Netzwerk kümmert sich seit 2018 um die Rekrutierung, Auswahl, Einstellung (Ausbildung und Job) sowie die Sprachvermittlung und gesellschaftliche Integration. Hier wird Hilfestellung für kleine und mittlere Unternehmen gegeben, die in der Regel nicht die Kapazität haben, selbst Rekrutierung und Integration zu bewerkstelligen.
Die Laudatio hielt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden Dr. Andreas Brzezinski.
Aus der Begründung der Jury: Nur große Unternehmen können sich eigene Rekrutierungsabteilungen leisten. Das Netzwerk ist kompetenter Ansprechpartner für die typischen kleinen und mittelständischen Betriebe im Vogtland. Neben der Sprachvermittlung und fachlichen Ausbildung steht die gesellschaftliche Integration auf der Agenda. Ziel ist es dem Fachkräftemangel zu begegnen und gleichzeitig die Menschen zu integrieren - in die einstellenden Betriebe/Unternehmen und in die Gesellschaft. Die Fachkräfte sollen eine neue Heimat finden und in der Region bleiben. Das Netzwerk setzt derzeit einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Bereich des Handwerks und der technischen Berufe.
Paradiesorchester „Paradiesisch Musizieren“
Das 2015 gegründete Paradiesorchester ist ein Projekt an der Evangelischen Hochschule Dresden. Es heißt Geflüchtete in Dresden willkommen und schafft einen geschützten Ort zum Musizieren. Im Zentrum stehen 45 Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Professionen und Generationen. Alle Menschen im Projekt eint die Freude an der Musik und der Wunsch nach transkulturellem Austausch und Zusammenhalt.
Die Laudatio hielt Domkapellmeister Christian J. Bonath.
Aus der Begründung der Jury: Musik verbindet über Grenzen, Nationalitäten und Weltanschauungen hinweg. Dank der Musik bietet das Paradiesorchester Menschen in Dresden einen wertvollen, geschützten Ort in den heutigen besorgniserregenden Zeiten. Bei Proben und auf der Bühne erbringt es den lebendigen Beweis, dass ein friedliches Miteinander möglich und gewünscht ist. Das kreative Projekt berührt und verbindet Menschen.
Sonderpreis - Deutschkurse im Lutherhof Crimmitschau
Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth stiftet einen Sonderpreis für ein weiteres Projekt, das ebenfalls von der Jury nominiert wurde. Der Sonderpreis ist mit 2.000 € dotiert. Die ehrenamtliche Initiative bietet Deutschkurse in Crimmitschau an. Die beteiligten ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer engagieren sich in ihrem Ruhestand und realisieren seit 2015 wöchentlich sechs Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten. Dieser Kurs ermöglicht ca. 30 Migranteninnen und Migranten aus unterschiedlichen Herkunftsländern die Teilhabe.
Die Laudatio hielt Flaurita Maffokang, Stipendiatin des Marwa El-Sherbini-Stipendiums für Weltoffenheit und Toleranz.
Aus der Begründung der Jury: Die Initiative reagiert auf einen Mangel an Deutschkursen und eine lange Warteliste. Seit neun Jahren bieten die Lehrer im Ruhestand ehrenamtliche Deutschkurse auf hohem Niveau und mit einem großen Zeitbudget an. Diese Hilfe wirkt unmittelbar und zahlt sich bei Behördengängen, im Alltag, in der Schule und Ausbildung langfristig aus.
Weitere Informationen zum Sächsischen Integrationspreis und allen Bewerbern und Nominierten unter: www.saechsischer-integrationspreis.de